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Sonia Leimer setzt sich in ihren medienübergreifenden, konzeptuellen Arbeiten mit der Transformation von Material und Bedeutung auseinander. Dabei thematisiert sie die daraus resultierenden Verschiebungen von zeitlichen und räumlichen Dimensionen. So verbindet sie ihr Interesse an brüchigen Inhalten und Stoffen, die sich in einem Zustand des 'Dazwischen' befinden, mit dem Thema der Konstruktion von Raum und Zeit zu einem zentralen Motiv ihrer künstlerischen Praxis. Die Künstlerin verhandelt Fragen nach den Grundlagen unserer Wahrnehmung, die sich auf der Basis individueller, historischer und medial geprägter Erfahrungsmuster bilden. Auch die Bedeutung von Fiktion und Simulation bei der Konstruktion von Wirklichkeit spielt in ihren Arbeiten eine wichtige Rolle. Wie ein roter Faden ziehen sich diese thematischen Ansätze auch durch ihre aktuelle Ausstellung uns so weiter.
Um die Transformation von Material im öffentlichen Raum und die Überbrückung von Zeit geht es etwa in Locations (2010). Leimer überführt hierbei die Geschichte scheinbar überflüssig gewordener Kunstwerke aus dem öffentlichen Raum, die nur noch als rostige Materialstapel im Depot lagern, in einen aus der Verbindung von Video, Brief, Buch und geschwungener Wand bestehenden räumlichen Repräsentationszusammenhang. Sie spannt zwischen diesen Elementen eine neue Erzählung auf und findet darüber zu einer eigenständigen künstlerischen Arbeit.
Oftmals greift Leimer auch auf den Film als Bezugsquelle zurück und integriert dessen Techniken zur Inszenierung von Wirklichkeit in ihre künstlerische Praxis. So macht sie sich beispielsweise die Methode der Bildfreistellung (Blue Screen) oder den Beruf der Location Scouts zu Nutze, die im Vorfeld von Filmproduktionen die geeigneten Orte zu den Drehbüchern ausfindig machen. In der Bodenarbeit Series of successive instants (2011) lehnt sie sich an die sogenannte 'Kunst des Geräuschemachens' an, die bei der Nachvertonung von Filmen verschiedene Hilfsmittel zur akustischen Imitation von bestimmten Situationen und Handlungen einsetzt. Im Fall von Series of successive instants sind es jedoch die Betrachter, die auf Materialfeldern u.a. aus Schutt, Glas und Beton Bewegungen ausführen können, wobei ihnen als Vorbild Notizen zu Bewegungsabläufen dienen. So eröffnet sich in Leimers Arbeit ein potenzieller Handlungsraum, der mit immer neuen Bildern und Vorstellungen belegt wird und sich durch die Gleichzeitigkeit verschiedener räumlicher Situationen - die des Films und der Imagination – auszeichnet.
Neben räumlichen Interventionen setzt Leimer Strategien der Re-Inszenierung von Ereignissen und der Fiktionalisierung von Räumen ein, um der Medialität von Orten und deren Geschichte nachzugehen. Dabei ist es vor allem das Verhältnis von Inszenierung und kollektivem Bilderkanon zum konkreten physischen Raum, dem die Künstlerin nachspürt. So beschäftigt sie sich mit realen Landschaften und Räumen, denen als filmische Kulissen oder Requisiten neue Erzählungen eingeschrieben werden. Dies kann eine georgische Landschaft, die vielfach als Hintergrundraum für die Produktion von Westernfilmen eingesetzt wird, ebenso sein wie ein Gletscher nahe Innsbruck, der in der Videoinstallation 2030 (2010) als Set für eine fiktive Test-Marsexpedition fungiert. Die Arbeit kreist um die Konstruktion von Geschichte durch den Film und um die Vision der Menschen, neuen Lebensraum im All zu erschließen. Das Video spielt in einer Gletscherlandschaft, die dem Mars ähnelt, und zeigt einen Astronauten der Österreichischen Raumforschung auf einer Test-Wanderung durch die karge Umgebung. Er trägt einen speziellen Raumfahrtanzug aus Kevlar, der eigens für die für 2030 von der Österreichischen Raumforschung geplante Mars-Expedition entwickelt wurde. Durch die inszenierte 'Ins-Bild-Setzung' dieser Geschichte greifen in 2030 fiktive und dokumentarische Temporalität ineinander.
Durch den Rückgriff auf verschiedene Praktiken und Ebenen der Inszenierung gelingt es ihr, die Überschneidung von Fiktion und Realität zu thematisieren oder die Überlappung von verschiedenen zeitlichen Dimensionen zu verdeutlichen. Auf diese Art und Weise greifen in Sonia Leimers künstlerischer Praxis die Auseinandersetzung mit Raum und Zeit sowie die Frage nach der Bedeutung des Materials im Kontext seiner konzeptuellen Bearbeitung ineinander.
Sonia Leimer (* 1977 in Meran) lebt und arbeitet in Wien. Ihre Arbeiten wurden bei einer Vielzahl von Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt, darunter 2011 newpositions, artcologne, Köln; 2010 Neither in Motion nor at Rest, BAWAG Contemporary, Wien, No Site to Fall in, Salzburger Kunstverein, Salzburg, Premio Cairo, La Permanente di Milano, Milan, The Invisible Play, Istanbul, Fractional Systems. Garage Project II, Mackey Garages, Los Angeles; 2009 Series of successive instants, Galerie nächst St. Stephan, Login, Wien sowie Audio Prop. See this sound, Lentos Kunstmuseum, Linz.
Sonia Leimer ist Preisträgerin des anlässlich der Art Cologne vergebenen Audi Awards for New Positions 2011.
Kuratiert von Christine Ruhfus
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